Sonntag, 25. Januar 2009

Ein Feuerwerk zu Ehren Seiner Majastät

„Mach du es!“
„Nein! Warum machst DU es nicht einfach??“

So standen sie schon einige Zeit vor der Kabinentür des Captains. Zwei junge Offiziere, der Neuzugang an Bord der Integer. Die Integer ist ein Schlachtschiff, das seinesgleichen sucht – 150mm Zwillingslaser an Bug und Heck, jederzeit schussbereite Atomsprengköpfe und Photonentorpedos.
Ebenso gefürchtet wie das Schiff ist sein Captain John Gardner. Ein Mann, der vor nichts zurückschreckt und überdies auch noch für sein hitziges Temperament bekannt ist. Diese Eigenschaften machen ihn zu dem perfekten Machtwerkzeug der Piratenloge der Brutalon-Galaxie, einer autonomen Militärdiktatur weit ab des republikanischen Macht- und Einflussbereiches.

Und nun müssen unsere beiden Offiziere einen eigentlich recht simplen Botengang erledigen, dennoch läuft selbst den ältesten Offizieren an Bord ein eisiger Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, ihren Captain aus dem Schlaf holen zu müssen. Der Grund dafür ist ein Funkspruch der Handelsvereinigung der Mandalorianer, am Rande der Brutalon-Galaxie und ein immens wichtiger Vorposten für die brutalonische Herrschaft.
„Er wird mich in den Weltraum schießen, wenn ich ihn wecke!“
„Na und, denkst du mir wird es anders ergehen? Aber stell dir doch mal vor, die Nachricht der Mandalorianer ist tatsächlich wichtig!“
„Super, dann könntest du doch auch klopfen. Aber NEIN, du weißt schließlich genau wie ich, dass der Funkspruch dermaßen schlecht übertragen wurde, dass...“
Weiter kam er nicht.
„Ähem!“ räusperte sich auf einmal eine kratzige Stimme hinter ihnen.
Der junge Offizier stockte mitten in seiner Rede und zog aus Reflex den Kopf ein. Hinter ihnen stand die mächtige Silhouette des Captains im Türrahmen. Sofort bellte sein kräftiges Stimmorgan:
„Könnt ihr Nichtsnutze mir mal verraten, was in drei Teufelsnamen dieser Lärm soll??“
Jacob, der ältere der Beiden, fand zuerst die Sprache wieder.
„Ich... ähm... wir haben... äh...“
Die Gesichtsfarbe des Captains nahm sofort ein gefährliches Rot an.
„Von deinem rumgestammel wird mir schlecht! Wenn du dich noch nicht einmal ausdrücken kannst, was zur Hölle hindert mich dann noch daran, dich durch einen Affen zu ersetzen!?“
Wie vom Blitz getroffen nahm Jacob Haltung an, denn unter einen Affen wollte er gewiss nicht gestellt werden.
„Captain Gardner, Sir! Ich bitte um Verzeihung, SIR!“ Der Schweiß lief ihm in Sturzbächen über die Stirn.
„Warum nicht gleich so! Was ist denn nun der Grund für diesen Affenzirkus hier?“ Das Gesicht des Captains hatte mittlerweile wieder einen leicht rosafarbenen Ton angenommen. Durch diesen Umstand ermutigt, begann Jacob seinen Bericht:
„Sir, wir haben einen Funkspruch der Mandalorianer aufgefangen. Allerdings ist die Qualität sehr schlecht... Wir konnten nur Bruchstücke entschlüsseln, doch Sie sollten sich besser selbst ein Bild machen! Die Rede ist von einem Angri...“
„WAAAS?“
„Sir, es könnte sich auch nur um einen... Irrtum handeln, wie gesagt, die Qualit...“
„HÖR GEFÄLLIGST AUF RUMZUSCHWAFELN! Mach dich nützlich! Ich bin in 5min auf der Brücke, dann will ich die Nachricht auf dem Schirm sehen!“ Mit den Worten drehte er sich um und knallte seine Kabinentür mit einem lauten Knall hinter sich zu. Als wäre dies der Startschuss, nahmen unsere beiden Offiziere ihre Beine in die Hand. Wild gestikulierend rannten sie in Richtung Brücke, wo sie von den verdutzt schauenden Funkern empfangen wurden.
„Funkspruch!“ „Schnell!“ „Captain!“ „5 Minuten!“ - mehr konnte man Jacobs keuchen nicht entnehmen. Doch allein die Worte „Captain“ und „5 Minuten“ reichten aus, um das Brückenpersonal in Hektik verfallen zu lassen. Kaffeetassen wurden hastig weggeräumt, einige würgten noch einen letzten Bissen Brötchen hinunter. Die Nachricht flimmerte natürlich schon seit Ewigkeiten auf dem großen Hauptbildschirm.
Als sich 5 Minuten später die Türen des Privataufzuges von John Gardner mit einem lauten zischen öffneten, erstarrte alles wie eingefroren in Habacht-Stellung. In der Luft lag eine unangenehme Spannung, als sich Captain Gardner auf das Kontrollpult zubewegte. Schelmisch blitzte ihm der „Abspielen“-Knopf entgegen, wohl wissend, welche Reaktion er beim Captain hervorrufen sollte. Ein Druck, und die Crew kniff die Augen zusammen.

„*Krrrrk* Hier spricht *brzzzt* Mandalorianer *knack* Ihnen mitteilen *rausch* Anführer *zzzzzz* Gefahr *flimmer* Republik wird auf Angriffe *krrrrk* Wir bitten um Ihr Erscheinen! *knack*“

Die Augenlider des Captains begannen gefährlich zu zucken. Seine Gesichtsfarbe glich mittlerweile die einer reifen Pflaume, die Luft war zum Zerreißen gespannt.
„Koordinaten eingeben, wir nehmen Kurs auf das System der Mandalorianer. SOFORT! BEWEGT EURE FAULEN ÄRSCHE!“
Das Wachsfigurenkabinett auf der Brücke verwandelte sich augenblicklich in einen Ameisenhaufen. Hektisch wurden die Koordinaten eingegeben und die Hyperraum-Erlaubnis eingeholt. Die Mannschaft begab sich in Gefechtsposition, man rechnete laut der Interpretation Gardners mit sofortigem Feindkontakt nach Austritt aus dem Hyperraum.
Endlich wurde die Hyperraum-Erlaubnis erteilt, die Integer nahm Fahrt auf – Spannung machte sich breit. Flüchtige Blicke zwischen den Bediensteten verrieten ihre Gedanken, lag ihr Captain wirklich richtig? Die Funknachricht bestand schließlich nur aus Stichworten, der Teufel weiß was man dort alles hinein interpretieren könnte! Aber selbstverständlich wagte niemand, auch nur einen Pieps von sich zu geben, was hat man denn schon groß zu melden?
„Austritt aus dem Hyperraum in 10 Sekunden, Sir!“, durchbrach die Stimme des Navigators die Stille.
„3... 2... 1... Austritt!“
Die Augen von John Gardner weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihm nun bot. In einiger Entfernung lag der Planet der Mandalorianer. Nur etwas störte den vertrauten Anblick – im Orbit des Planeten befand sich eine gute Hundertschaft an Schiffen, einige von ihnen trugen den Banner der Republik.
„Da sind sie! Feuer! FEUER! Macht sie platt! Ich will Photonentorpedos!“, gellte die Stimme des Captains. Der Kanonier wagte einen Widerspruch:
„Sir, der Planet würde nicht unbeschadet bleiben...“
„Egal! Die republikanischen Schweine würden viel mehr Schaden anrichten, wenn sie es nicht schon getan haben! FEUER SAG ICH!“
Der Weltraum erhellte sich im gleißenden Licht der abgefeuerten Torpedos, aus der Entfernung wirkten sie wie ein riesiger, strahlend heller Komet, welcher sich rasend schnell auf die „feindlichen“ Schiffe zubewegte – bereit, alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellen würde.
Der gewaltige Knall des Aufschlags erschütterte die Integer, der Captain begann schaurig zu lachen.
„Sir, alle gegnerischen Schiffe wurden zerstört!“
„Ausgezeichnet! Wir drehen bei, hier sind wir fertig!“, triumphierte Gardner.

Kurze Zeit und einige hundert AE später meldete sich der Funker.
„Sir, auf Grund unserer Nähe zum Planeten konnte ich das Signal komplett entschlüsseln... Es wird Ihnen nicht gefallen...“
Im gleichen Moment erstrahlte das Bild des mandalorianischen Diplomaten auf dem Hauptbildschirm, alle lauschten der nun vollständig entschlüsselten Nachricht:

„Hier spricht der Hohe Rat der Mandalorianer. Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Anlässlich des Geburtstages unseres werten Anführers Eyadéma eine große Feier stattfinden wird. Eine Gefahr ist nicht zu erwarten, die Republik wird auf Angriffe in dem Zeitraum der Festlichkeiten verzichten. Wir bitten um Ihr Erscheinen!“

Zur gleichen Zeit glühten die Langstreckenticker in der diplomatischen Abteilung der Brutalon-Piratenloge......


Soweit die Teilnahme von Brainiac1991 am Wettbewerb. Über weitere Einsendungen wüden wir uns herzlich freuen.
mfg, Ophiuchus

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